What hot Sh!t – Die erste NFT-Ausstellung in der Galerie

Es tut sich etwas in der Kunstwelt. Crypto Art und NFT-Kunst, das sind Phänomene, die aktuell in aller Munde sind. Sotheby´s versteigerte für knapp 70 Millionen US-Dollar eine Datei des US-amerikanischen Künstlers Beeple. Alles nur Absurditäten oder entsteht gerade tatsächlich ein neuer, substantieller Stein im Mosaik der Kunst?

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NFT, Blockchain, Crypto? Keine Ahnung was es damit auf sich hat? Kein Problem, im Grunde ist es ganz einfach. Dank der Blockchain-Technologie ist es seit ein paar Jahren möglich, digitale Dateien zu signieren und deren Eigentümer in die Datei einzutragen. Das hat Auswirkungen auf die Kunst. Mit der Blockchain ergibt sich für die Künstler*innen die Möglichkeit, Auflagen und Einzelstücke der Digitalen Kunst zu generieren. Für den Kunstmarkt wird Digitale Kunst handelbar. Für die Sammler*innen werden die Dateien zum Sammelobjekt, da die Eigentümer*innen in der Blockchain in der Datei verzeichnet werden. Noch dazu ist das Ganze transparenter und nachvollziehbarer als der klassische Kunstmarkt.

Wir haben für unsere erste Ausstellung 14 Künstler*innen ausgewählt, die uns den Einstieg in die Welt der Crypto Art zeigen. Mit dabei sind hochkarätige Künstler*innen die in den großen Museen der Welt ausstellen und auch junge vielversprechende Talente.

NFT-Kunst oder Crypto Art besteht meist aus kleinen Clips, die in einer Schleife endlos abgespielt werden können. Statische Bilder als Datei sind aber ebenso möglich. Die Clips sind meist nicht länger als 10 bis 30 Sekunden und benötigen keinen genauen Einstiegsmoment für die Betrachter*innen. Letztendlich pendeln die künstlerischen Arbeiten oft zwischen Tafelbild und Videoclip.

Crypto Art wird meist über Monitore, Projektionen oder Social-Media-Plattformen wahrgenommen. Dadurch ergeben sich ganz eigene Anforderungen an die formale künstlerische Sprache. Genau hier liegt das Neue und Faszinierende dieser Kunst.

Es ergeben sich nicht nur neue Möglichkeiten für die Künstler*innen. Auch die Rezipienten, die Betrachter*innen und Sammler*innen können ihre Kunstwerke anders handhaben. Die Kunstwerke sind nicht ortsgebunden und lassen sich leicht auswechseln. So können Sammler*innen morgens ein anderes Werk auf dem Wandbildschirm erscheinen lassen als am Abend. Wie auch immer, durch die weitere Entwicklungen der Crypto Art stellen sich spannende Fragen an die Künstler*innen, die Kunstvermittler*innen und die Käufer*innen.

Lulu XXX
f(ee)mme
p(ii)ich # 18, Anna Karina, 2021, Auflage 60

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LuluXXX, arbeitet als CGI/3d Künstlerin. Seit 2015 nutzt sie künstliche Intelligenz, um ihre Arbeiten zu generieren. Dabei benutzt sie Analyse-Tool, um aus vorgefundenem Material neue bewegte Bilder zu erstellen. Die Tools erstellt LuluXXX mit Open Source Programmen und eigenen Codes.

Ruben Fro, Atlantis – Drowning in Thoughts # 2, 2021, Auflage 20

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Ruben Fro ist einer der Stars der Szene. Seine Arbeiten faszinieren durch die visuelle Anziehungskraft. Inhaltlich gehen sie weit über den visuellen ersten Reiz hinaus. Es geht Ruben Fro sehr stark um die Dynamik des Werdens und die Verortung des Individuums in der Welt. Licht- und Bildkugeln setzen sich in den kurzen Clips immer wieder zu etwas Neuen zusammen. Diese Kugeln sind die zentralen Bedeutungsträger und Gestaltungselemente der Arbeiten.

Ruben Fro (Ruben Frosali), geboren in der Nähe von Florenz, lebt und arbeitet seit 2006 in Tokyo. Seine Kunst basiert auf dynamischen Szenerien, die auf kugelförmigen Bildteilen basieren. Ruben Fro bezeichnet sich selbst als „immersive media developer“ und als „real-time VFX Artist“, also als Animator von Filmen. Neben dem Erstellen diverser Apps, hielt er Vorlesungen an der Wellington Victoria University und der University of Auckland über „point cloud rendering“ und immersive Medien. 

ROBNESS, Sediment Information and Color Theory, 2021, Auflage 8

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Robness ist einer der erfolgreichsten Krypto-Künstler, der ersten Stunde. Er lebt in den USA und war an der Entwicklung der NFTs für die Kunst stark beteiligt. Er hat bisher zwei Bücher zum Thema Kunst und NFTs veröffentlicht und betreibt eine dezentrale Telegramm-Bekleidungslinie „SadPlanet“. Er ist Sänger, DJ, Musikproduzent, Toningenieur und Dichter.

Die Arbeit, die wir von ihm zeigen, ist Teil eines kunstsystemkritischen Experimentes. Anonym hat er sein Bild auf Hic et Nunc publiziert.

Bjorn Calleja, Pure Comedy, 2019, Auflage 1/1

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Bjorn Calleja, 1981 in Manila auf den Philippinen geboren, ist ein interdisziplinärer Künstler. Bekannt wurde er durch seine Gemälde, Skultpturen und Installationen.

Er studierte an der Far Eastern University in Manila wo er später auch als Dozent tätig war. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit war Calleja auch als Graphic Designer tätig. Seine Arbeit ist geprägt durch einen Mix aus den verschiedensten Medien und Einflüssen. Popkultur der 90er Jahre ebenso wie Gemälde von Hieronymus Bosch.
Immer wieder geht es in seinen Arbeiten um kleine, groteske Figuren, die wie Ausgestoßene wirken. Getragen wird das Ganze durch einen skurrilen Humor.
Das NFT, das wir von ihm zeigen ist die Erzählung des Lebens. Durchdekliniert in verschiedenen Gemälden Callejas durchlebt der Protagonist*in die Phasen der Werdens und Sterbens.

Burka Bayram, Dancing Plague of 1518, 2021, Auflage 20

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Burka Bayram, Art Director aus Istanbul, ist Mitbegründer des Designstudios und Kollektivs thinking.eye. Burka Bayram ist Kurator von NFT Turkey, einer Plattform für türkische NFT Künstler*innen. 

Wir zeigen von Burka Bayram die Arbeit „Dancing Plague of 1518“. Es geht dabei um die Dynamik der Obsession. Ganz in Schwarz und Weiß gehalten sieht man zeichenhafte Menschen endlos tanzen. 

Der Titel verweist auf die „Tanzwut“, die unter anderem 1518 in Straßburg ausgebrochen war. Es handelt sich dabei um ein massenhysterisches Phänomen, bei dem große Gruppen von Menschen ekstatisch tanzten bis sie erschöpft oder verletzt zusammenbrachen. Im Laufe des späten Mittelalters kam es zu einigen Wellen dieser auch als „Tanzpest“ bezeichneten Ereignisse.

Ivona Tau (mit Mark Pankurst), Electric Sheep #5, 2021
Auflage 1/1 exklusiv für die Ausstellung

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Ivona Tau (Tautke): Kunst und künstliche Intelligenz – Wer ist die Autor*in des Kunstwerks? Ivona Tau, geboren 1990 in Polen, lebt und arbeitet in Warschau. Sie ist eine KI-Künstlerin. Ein Kernelement ihres Arbeit liegt in der Schnittmenge von Kunst und den neuen Technologien des maschinellen Lernens.

Neben einem abgeschlossenen Bachelor und Master in Mathematik, hat sie ein Fotografiestudium beendet. Derzeit promoviert sie in Informatik an der Polnisch-Japanischen Akademie für Informationstechnologie und studiert Professional Photography am New York Institute of Photography. Im Jahr 2020 erhielt sie den Digital Ars Electronica Award. 

Die in der Galerie zu sehende Arbeit hat Ivona Tau exklusiv für die Ausstellung generiert.

Mumu_Thestan, Wombat Kiss, 2021,  Auflage 142

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Mumu_Thestan hat viele Namen im Internet, mal liest man Mumu, mal MOON HMZ, ihr bürgerlicher Name ist Munira. Munira schreibt kleine Geschichten und Gedichte, performt auf der Bühne und ist Visual Artist. Mumu-Thestan lebt und arbeitet in Kuala-Lumpur in Malaysia. Besonders ihre Texte und ihr Schreiben reflektieren die Rolle der Frau in der Gesellschaft in Malaysia und im Allgemeinen.

Wir zeigen in der Ausstellung „Wombat Kiss“, ein weiteres Beispiel der Pixelart.

Ursprünglich war „Wombat Kiss“ ein visuelles „Dankeschön“ von Mumu_Thestan an alle ihre Freund, und Unterstützenden in der NFT-Community, gepostet auf Instagram. „Wombat Kiss“ pendelt zwischen künstlerischer Spielerei und ernsthaftem Statement. Für uns ist es Ausdruck der leichtfüßigen Tiefsinnigkeit, die sich oft in der NFT-Kunst finden lässt. Ähnlich einer asiatischen Winkekatze wirft uns der kleine Wombat in endloser Wiederholung Dankesküsse zu. Was gibt´s Schöneres?

Cryptohamster, Rider in Purgatory, 2021, Auflage 20 Expl.

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Cryptohamster ist ein Künstler, der seine Identität hinter einem Pseudonym verbirgt. Er selbst gibt nur soviel Preis: „Mein Name ist N.“ Er lebte lange in Thailand und Vietnam. Momentan steckt er wegen der Pandemie in Russland fest.

Cryptohamster animiert seine Zeichnungen digital. Sein Erkennungszeichen sind die reduzierte Ästhetik und die Beschränkung auf die Farben Rot, Schwarz und Weiß.

Estelle Flores, Winds of Change, 2021,
Auflage 10 Expl.

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Winds of Change – ein Bild,  das gemalt wurde von einem Avatar.

An der Positivo Universität in Curitiba machte Estelle Flores ihren Abschluss in Graphikdesign. Die noch immer in der brasilianischen Stadt lebende und arbeitende Künstlerin und Illustratorin hat das erste risographische Druckstudio „Selva Press“ in Curitiba mitbegründet, über das sie ihre eigenen Werke veröffentlicht, sowie Publikationen von eingeladenen Künstler*innen herausgibt.

Wind of Change ist eine digitale Malerei, die Estelle Flores in dem Spiel Sims 4 erstellt hat. Die Künstlerin hat einen Avatar erschaffen, der dieses Bild in der virtuellen Welt des Spiels gemalt hat. Letztendlich bedient sich Estelle Flores der Möglichkeiten, die ihr die Spieleentwickler eingeräumt haben. Das Material der Malerin ist nicht mehr die Ölfarbe, sondern ein Computerspiel.

Pointline aka Iskra Velitschkova, Object 45110, 2021,  Auflage 100

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Die Künstlerin Iskra Velitschkova konzentriert sich in ihrer Arbeit auf die gegenwärtigen und potentiellen Interaktionen zwischen Mensch und Maschine. Dabei glaubt sie nicht, dass Technologie menschlicher gemacht werden sollte, sondern dass wir Technologie vorantreiben müssen, um uns besser verstehen zu können.

Marissa Noana, Skincare Routine, 2021, Auflage 23

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Marissa Noana ist die Entdeckung für die Galerie Greulich.

Marissa Noana ist eine Künstlerin aus dem Norden Cearás, einem der 26 Bundesstaaten Brasiliens. Es ist eine Gegend, die es Bildenden Künstlern und Künstlerinnen nicht leicht macht. Der Norden Cearás hat keine ausgeprägte kulturelle Infrastruktur, eine Kulturförderung durch den Staat findet dort kaum statt. Marissa Noana studierte Bildende Kunst am Bundesinstitut von Ceará und ist Teil des Künstlerkollektivs „Terroristas del Amor“.

In ihren Arbeiten beschäftigt sich Marissa Noana mit den Herausforderungen ihrer eigenen Biographie als lesbische, arme, schwarze Frau, wie sie es selbst ausdrückt. Es geht um das Frau sein und die Weiblichkeit. Dabei hat die junge Künstlerin eine Bildsprache entwickelt, die in ihrer Präsenz den autobiographischen Ansätzen ihrer Kunst eine Allgemeingültigkeit verleiht.

Tatsächlich manifestiert sich an Marissa Noanas NFTs die große Chance der Crypto-Art und der Digitalisierung der Kunst. Seit wenigen Monaten ist die Brasilianerin mit ihren Kunstwerken auf der NFT-Plattform „Hic et Nunc“ vertreten. Dort konnte sie ein weltweites Publikum erreichen. Wir haben sie dort entdeckt. Die ersten Verkäufe investierte Marissa in neue Computertechnik, um ihre künstlerische Arbeit voran zu bringen.

Quasimondo, Mario Klingemann, Deposed 004, 2021, Auflage 50

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Mario Klingemann ist einer der wichtigsten – vielleicht der wichtigste – Vordenker der Crypto Art.

Seine Arbeitsfelder sind vielfältig. Klingemann interessieren die Möglichkeiten des maschinellen Lernens und der Künstlichen Intelligenz, um Kreativität, Kultur und die Wahrnehmung von Kunst zu untersuchen.

Mario Klingemanns künstlerische Arbeiten setzten sich mit der Schaffung von Kunst im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit auseinander. Insofern ist sein Schaffen die Weiterführung von Walter Benjamins Denken im praktischen Arbeiten.

Mario Klingemann hat viele wichtige internationale Preise für seine Werke und seine Arbeiten erhalten, unter anderem einen der Preise der Ars Electronica, der British Library Labs. Seine Arbeiten werden auf der ganzen Welt in allen wichtigen Institutionen, die sich mit den neuesten Entwicklungen der Kunst auseinandersetzen, gezeigt. So im ZKM in Karlsruhe, Museum of Modern Art in New York, dem Centre Pompidou in Paris, der British Library in London und auf der Mediacity Biennale in Seoul.

Die Arbeit „Deposed 004“ entstand mithilfe von künstlicher Intelligenz. Aus einem Fundus gesammelter Fotografien wurde durch den von Mario Klingemann entwickelten Algorithmus dieses Bild generiert. Generell stellt sich die Frage,  wer Künstler ist – der Entwickler des Algorithmus oder die Künstliche Intelligenz?

Kerim Safa, Ambitious Factory of Pointless Reconstruction, 2021
Auflage 25

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Kerim Safa, 1985 in Izmir (Türkei) geboren, hat dort von 2003 bis 2007 Visual Arts studiert. Im Anschluss studierte er nochmals 4 Jahre Musik an der Istanbul Bilgi University in Istanbul. Derzeit lebt und arbeitet der Künstler in Utrecht (Niederlande) und „spielt gerne mit Pixeln und Sound“, wie er selbst sagt.

Kerim Safa ist ein typischer Vertreter der Pixelart. Dabei wird das beschränkte Auflösungsvermögen von Bildschirmen bewusst als Stilmittel benutzt. Kerim Safa treibt das Ganze soweit, dass einzelne Bildpunkte die Grundlage seiner virtuell-visuellen Maschinen bilden.

Satoshi Aizawa, 2021, Auflage 64

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Satoshi Aizawa ist ein in Japan ansässiger NFT-Künstler. Auch er verbirgt seine Identität hinter seiner Arbeit.
Aizawa, ist einer der Pioniere der generativen Kunst. Durch digitales Coding einer objektorientierten Programmiersprache generiert er Formen in Bewegung. Im Grunde ist es Zeichnen mittels mathematischer Formeln.
Erst seit kurzem generiert er NFTs.